Reiten und Partnerschaften

Unsere Partner haben es nicht gerade leicht, reine Zweisamkeit mit uns Reitern zu genießen. Denn die Zeit um das Pferd umfasst mehr als die reine Anwesenheit im Stall: nach einem neuen Sattel recherchieren, der Ärger oder das Hoch nach einer gelungenen oder miserablen Reitstunde, verzweifelte Versuche den Hufschmied zu erreichen oder die sorgenvollen Gedanken, wenn das Tier krank ist. Pferde sind oft im Raum anwesend, obwohl sie eigentlich irgendwo auf der Koppel stehen, was durchaus eine Quelle von Eifersucht und Streiterei sein kann.

Daher – ob sie es zugeben oder nicht – hat jede Reiterin oder jeder Reiter schon einmal davon geträumt, einen Partner mit der gleichen Leidenschaft zu finden. Ich habe diesen Traum gelebt. Vor einer ganzen Weile, lange vor Paula, war ich in einer Beziehung mit einem Reiter, der obendrein auch noch Hufschmied war. Ein wahrer Sechser im Lotto für alle Reitladies, nicht wahr? Es war tatsächlich anfangs großartig. Wir haben zusammen Reiturlaube unternommen, waren gemeinsam ausreiten, Pferdesachen shoppen, haben uns gegenseitig auf Turniere begleitet.
Unsere Liebe füreinander und die Liebe zu unseren Pferden ging untrennbar ineinander über und bestärkte sich gegenseitig. Und dennoch, und dennoch war das Verhältnis nicht immer ganz ausgewogen.

Wenn er neben mir im Bett lag, zuckte er beim Einschlafen, weil er träumte, sein Pferd stolpere beim Ausreiten und eines nachts wachte ich auf, weil er mich am Kopf kraulte. In Erwartung eines Austausches von Zärtlichkeiten, legte ich liebevoll meinen Arm um ihn. Doch plötzlich brummte er „Ruhig Großer“ gefolgt von einem behutsamen „Alles gut“. Glauben Sie mir, die Großartigkeit von einer Partnerschaft mit einem Reiter zerbröselt, wenn der Mann Sie wiederholt nachts streichelt und eigentlich das Pferd meint. So kam es, dass ich eifersüchtig wurde. Ich, eine Reiterin, eifersüchtig auf ein Pferd!

Und dann waren da noch die anderen Reiterinnen. In jedem Stall sind sie weit in der Überzahl. Nach meiner Erfahrung kommen auf einen Reiter mindestens 30 Reiterinnen. 30 Frauen, die viel Zeit im Stall verbringen und sich wünschen, sie könnten das gemeinsam mit ihrem Partner tun. Frauen, die teilweise talentierter waren als ich, besser ausgebildete Pferde hatten und zumindest in meiner Vorstellung gehässig an der Bande kicherten, wenn mein Freund mir lauthals Reittipps gab. Wirklich: wenn es in Ihrer Beziehung kriselt, ist das letzte, was Sie hören wollen eine wiederholte Korrektur ihrer Schenkellage.

Daher mein Fazit: Einen Reiter als Partner zu haben, ist toll. Die Liebe zu Pferden sollte allerdings nicht die einzige Gemeinsamkeit sein. Denn genau wie bei Eltern von Kindern, dürfen sie sich als Paar nicht aus den Augen verlieren.

Mittlerweile bin ich mit einem anderen Mann leiert. Unlängst hat er geäußert, auch reiten zu wollen. Ich bin nicht komplett dagegen und mag, wenn er mich in den Stall begleitet. Doch zum Glück ist er, zumindest für Paula, zu schwer. Somit kann ich ihr erzählen, wenn er mich nervt und ihm davon berichten, wenn sie sich in der Reitstunde blöd benommen hat, es alles ihre Schuld war und keiner der beiden stellt mich in Frage. Beziehungsfrieden.

 

 

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